Dr. Julia Wehren
Das Projekt untersucht die Korrelation des Choreografischen und des Sozialen ausgehend von künstlerischen Arbeiten in und mit ‚Landschaft‘. Die aktuelle europäische Tanzszene zeigt ein ausgeprägtes Interesse an Interventionen im öffentlichen Raum, die oftmals gesellschaftliche und ökologische Themen und Anliegen mit partizipativen Formaten in der ‚Natur‘ verbinden. Ausgangsthese des Projekts ist, dass sich aus den räumlichen und sozialen Umschreibungen der Lebensrealität (insb. während der Pandemie) grundlegende und nachhaltige Verschiebungen im Ästhetischen festmachen lassen. Besonders virulent tritt dies in Form von ortsspezifischen Arbeiten, Spaziergängen wie Audiowalks, Parcours oder Walking-Formaten auf, die oft prozessual und prozedural angelegt und/oder durch Scores angeleitet sind. Sie sind ausgerichtet auf die Partizipation sowohl des Publikums wie auch der jeweils orts-/situationsbezogenen Umgebung und Bevölkerung. Dabei suchen sie nach Wegen, die Wahrnehmung von ‚Landschaft‘ – als physischer und zugleich prozesshafter Raum verstanden – sowie urbanem Umraum zu schärfen und gleichzeitig umzuschreiben. Sie verhandeln so je spezifisch die sozialen, räumlichen, soziologischen, politischen Anforderungen des Zusammenlebens. Das Projekt fasst sie unter dem Begriff der Landschaftschoreografien zusammen, mit dem Ziel, damit eine spezifische Ausprägung von Sozialen Choreografien zu fokussieren und darüber hinaus über Veränderungen in der ästhetischen Ausrichtung der europäischen Tanzszene zu reflektieren, die sich aufgrund gesellschaftlicher und struktureller Verschiebungen in der Pandemiezeit ergeben bzw. verstärkt haben.