Der anthropogene Klimawandel rückt südpazifische Inselstaaten aufgrund ihrer prekären Existenz in den Fokus globaler Aufmerksamkeit. Der prognostizierte Anstieg des Meeresspiegels stellt eine reale Bedrohung für die Inselbewohner:innen dar – bereits im nächsten Jahrzehnt könnten laut aktuellem IPCC-Bericht die ersten Inselstaaten unbewohnbar sein. Die Prekarität südpazifischer Inselstaaten und ihrer Bewohner:innen verschärft sich dadurch, dass erzwungene Migration aufgrund klimatischer Bedingungen nach gängigen rechtlichen Definitionen noch nicht als Fluchtgrund anerkannt wird.
Vor diesem Hintergrund knüpft das Dissertationsprojekt an die bisherige Auseinandersetzung Castillos mit dem Klimawandel und der körperlichen Erfahrung desselben an. Nebst zwei Regie- und Choreografiearbeiten, in denen er im Austausch mit Bewohner:innen südpazifischer Inselstaaten die individuelle Erfahrung sich verändernder Umweltbedingungen künstlerisch erforscht hat, vertiefte er während der PhD Academy ‚Re-presencing‘ Venice in the time of climate change (Venice International University) Choreografie als epistemologische und soziale Praxis in Zeiten klimatischer Veränderungen. Ausgehend von einem Verständnis von social choreographies, das die soziale Dimension von Choreografien im Moment des Ästhetischen situiert – und damit in der individuellen, körperlichen Wahrnehmung und Erfahrung eines:r Tänzer:in –, bilden zwei Schwerpunkte das zentrale Forschungsinteresse dieser Dissertation: (1) Die theoretische Diskursivierung von prekärer Körpererfahrung und (2) die körperlichbewegte Verhandlung des postkolonialen Phänomens ‚Klimawandel‘ in Choreografien südpazifischer Tanzkompagnien.